Der Entwicklungsstand in unserer Partnergemeinde ist insgesamt extrem niedrig. Die Tatsache, dass vor unserem Kommen keine der Schulen über sauberes Wasser oder gar Latrinen verfügte, weist auf das Fehlen jeglichen Hygienebewusstseins hin. Der Ort verfügte über einen sogenannten Gesundheitsposten ("Sub-Health Post"). Der Posten war selten betriebsbereit, seine Dienste hatten für die Bevölkerung nur geringe Bedeutung. Nach teilweiser Zerstörung im Zuge der maoistischen Unruhen musste die Station auch noch provisorisch in einem anderen Raum untergebracht werden.
Bei einer Befragung von Frauen durch eine nepalische Sozialarbeiterin im Jahr 2001 ergab sich u.a., dass für sie ein besserer Service der Gesundheitsstation und vor allem eine Möglichkeit, ihre Kinder unter besseren hygienischen Bedingungen zur Welt zu bringen, höchste Priorität hatte. Dies war der Anfang zu vielen weiteren Überlegungen, die letztlich dazu führten, dass wir der Gemeinde halfen, die Gesundheitsstation wieder aufzubauen, allerdings in einem Umfang, der im Interesse der Frauen den üblichen staatlichen Standard weit übertraf.
Wir hatten Wert darauf gelegt, dass die Station trotz unserer Finanzierung Teil des staatlichen Gesundheitssystems blieb, so dass die normalen Betriebskosten (Standard-Personal für diese Kategorie, Minimalausstattung mit Medikamenten) vom Staat gezahlt werden. Auf uns entfallen nur die Kosten, die über diesen Basisbetrieb hinausgehen.
Die überdurchschnittlich gute Ausstattung der Krankenstation hat dazu geführt, dass der District Health Officer im Herbst 2009 die Aufwertung der Station zum Birthing Centre vorgeschlagen hat. Dies hat zur Folge, dass für jede hier betreute Geburt vom Staat 2000 Rs gezahlt werden, wovon die Hälfte als Anreiz für die Frauen bestimmt ist, in hygienisch einwandfreier Umgebung zu entbinden. Das restliche Geld kann die Krankenstation zum Einkauf fehlender Medikamente verwenden. Außerdem bekommt jede Frau aus Projektmitteln zwei Baby-Sets als Erstausstattung, damit das Neugeborene nicht, wie meist üblich, von der Mutter in Lumpen gewickelt wird.
Die genannte Aufwertung
implizierte freilich, dass zwei ausgebildete Krankenschwestern/Hebammen bereitstehen
mussten, um einen Bereitschaftsdienst der Station über 24 Stunden zu
gewährleisten. Die von uns unterstützte Krankenschwester
Yashoda, der wir zunächst eine Ausbildung als CMA (Community Medical Assistant)
mit einer Grundausbildung in Geburtshilfe finanziert hatten, erhielt, nachdem
sie fast 3 Jahre im SHP gearbeitet hatte, seit Okt. 2009 in Kathmandu die
erforderliche Zusatzausbildung, mit der sie dann neben der vom Staat bezahlten
Schwester als zweite Fachkraft (Vollschwester und Hebamme) ihren Dienst tat.
Da wir aber während ihrer Abwesenheit eine Vertretung mit der entsprechenden
Qualifikation bezahlten, konnte die oben erwähnte Aufwertung als Birthing
Centre schon ab April 2010 in Kraft treten, was für Sub-Health Posts bisher nur
selten geschehen ist. Wir freuen uns über diese Anerkennung unserer Arbeit.
Weiterhin haben wir den bisher als Versammlungsraum genutzten Teil der Krankenstation in einen Bettenraum umgewandelt, damit Schwangere schon vor der Geburt und einen Tag danach in der Station sein können. Aufgrund der guten Performance der Station wurde sie 2011 vom SHP in die nächst höhere Kategorie eines HP - Health Post hochgestuft.
Wir haben schließlich einen Vorschlag des für die Station zuständigen Gesundheitskomitees aufgegriffen,
einen Anbau zu erstellen, in dem jeweils eine der Dienst habenden Schwestern
wohnen kann und wo begleitende Angehörige von Gebärenden wohnen und für die
Patienten Essen zubereiten können. Dieser Anbau war 2013/14 fertiggestellt, im ersten Halbjahr 2014
erfolgte die Inneneinrichtung.
Da die
Versorgung der Station mit Medikamenten durch den Staat völlig unzureichend
ist, haben wir der Einrichtung eines revolvierenden Medikamentenfonds
zugestimmt, den wir mit einem Grundbetrag ausgestattet haben. Davon können
fehlende Medikamente nachgekauft und im Fall von zahlungsfähigen Patienten auch
verkauft werden. In den Fonds fließen daneben Einnahmen der Station aus der vom
Staat gezahlten Geburtsprämie und der (allerdings geringen) Patientengebühr.